23. Treffen der Volvo - Bertone - IG vom 9. bis 11. Mai 2014 in Wiesbaden

Irgendwann anfangs April, Mailverkehr mit meinem bereits seit einiger Zeit in Verbindung stehenden
Landsmann und Bertone - Freak aus dem Aargau: Das 23. Bertone - Treffen steht vor der Tür!Und:
"kommst Du jetzt endlich einmal mit?"

Hmm, na ja, wollte ja eigentlich schon das letzte Treffen besuchen!Kurzer Blick in die Agenda, keine
Termine, die nicht verschoben werden können, wäre also perfekt. Aber fährt mein Bertone
überhaupt soweit? Habe mein "Goldstück" in den letzten Jahren nur in der Schweiz bewegt, dies
ohne Probleme - aber eine Ausfahrt von rund 450 Km und gut vier Stunden, Wohlverstanden nur die
Hinfahrt? Und dann das Wetter, es regnet bestimmt und ich bekomme es wieder mit der Angst zu
tun, dass mein Bertone auf der nassen Strasse einläuft - das stattliche Auto - was äusserst schade
wäre! Also vorsichtig angehen und sich die Route einmal im Google - Maps ansehen. Somit habe ich
erfahren, dass man die Strecke auch fliegen kann, macht aber sicher weniger Spass, als mit dem 262C
nach Wiesbaden zu düsen...

Freitag 9. Mai morgens, ab in die Garage, Gepäck einladen und um das Gewissen zu beruhigen,das
wichtigste an Werkzeug und ein Liter Kühlflüssigkeit einpacken. Ob ich das Werkzeug bei einer Panne
gewinnbringend einsetzen kann, weiss ich auch nicht, aber es beruhigt ungemein!

Ankunft in Wiesbaden im Laufe des Nachmittags, Petrus hat wie vorausgesagt, auf der ganzen
Strecke immer wieder die Schleusentore geöffnet, so dass ich und der Bertone froh waren, sich in die
trockene Garage des Casinos, respektive in das Hotelzimmer zurückzuziehen zu können.

Beim späteren Nachtessen im Wirtshaus Paulaner lernte ich dann alle die Bertone begeisterten Leute
kennen, welche nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den Niederlanden, Belgien und eben
aus der Schweiz, angereist sind. Unglaublich! Eigentlich habe ich immer gedacht, ich sei eine mit
meinem alten Volvo, aussterbende Spezies, wurde dann aber sehr schnell eines Besseren belehrt.
Hier weiss man einfach alles über diese schönen italienisch - schwedischen Diven!

Am Samstag - Morgen begaben wir uns auf einen Rundgang durch Wiesbaden, zum Stadtschloss
Wiesbaden, ein klassizistisches, nicht allzu pompöses aber mächtiges Gebäude, welches 1837 gebaut
wurde und den Herzögen von Nassau als Residenz diente. Heute (seit 1946) wird im Neubau, anstelle
der ehemaligen Rossstallungen, weiter regiert. Der Hessische Landtag ist dort untergebracht.




Anschliessend ging es weiter zum Casino. Eine exklusive Führung durch die Räumlichkeiten des
Spielcasinos, mit interessanten Anekdoten wurde uns präsentiert. Da wir vermutlich alle unser Geld
lieber in die Autos stecken, als im Casino zu verlieren, begaben wir uns zur Tiefgarage um unsere
Bertone's zu befreien.




Wir fuhren zum Neroberg, dem Hausberg Wiesbadens. Na ja, für uns Schweizer ist ein Berg mit einer
Höhe von 245 M. ü. NN keine Herausforderung, aber die Bergbahn die vom Nerotal auf den Neroberg
hinauffährt, die hat es in sich. Da staunt dann der Schweizer! Zahnstangenstandseilbahnen kennen
wir, aber die im Jahre 1888 errichtete Bergbahn funktioniert mit Wasserlast und überwindet eine
Steigung von ansehnlichen 19% und einen Höhenunterschied von 83 m. Bei der bergseitig stehenden
Bahn wird der Tank mit Ballastwasser gefüllt. Sobald die Bremsen gelöst werden, zieht der an der
Bergstation stehende Wagen durch die Talfahrt und durch sein höheres Gewicht, den talseitigen
Wagen am Seil bergwärts. Die Zahnstange dient dabei lediglich zum bremsen. Oben angekommen,
fällt der Turm auf, ein Überbleibsel des alten Neroberghotel welches 1989 abgebrannt ist. Im
Mittelpunkt steht das Monopteros, welche mich an den englischen Garten in München erinnert.
Anscheinend hatte man von diesem Punkt, früher eine tolle Aussicht auf Wiesbaden, heute ist die
Umgebung stark zugewachsen, sodass der Blick verwehrt wird. Zwischen Bergpark und der
Russischen Kirche liegt das Opel - Bad, ein Freibad, welches von Wilhelm von Opel 1934 gestiftet
wurde und aufgrund seiner Lage als eines der Schönsten in Deutschland gilt. Jetzt aber genug der
Kultur und ab ins Trockene! Im Restaurant haben wir ein gemütliches Mittagessen genossen und
über Benzin und Bertone's diskutiert.






Die Gebete und die Hoffnung, dass das Wetter besser wird, blieben unerhört. So sind wir dann mit
der Bergbahn zu Tal gefahren, bestiegen unsere schönen Automobile und weil nichts anderes übrig
blieb, sind wir bei strömendem Regen zum freien Volvo - Händler "Autohaus Müller" gefahren. Ein
langjähriger Volvo - Spezialist. Kaum ausgestiegen, begrüsste uns Herr Müller persönlich, unsere
Augen begannen zu glänzen, gibt es vor allem alte Volvos zu bestaunen. Und als uns die persönliche
Schatzkammer im Untergeschoss geöffnet wurde, übertraf dies das Erwartete, auch wenn
hauptsächlich Fremdmarken abgestellt waren. Was aber im Showroom stand, ein mit sehr viel Liebe
und bis ins kleinste Detail restaurierter Volvo 120, mit B18 Motor. So etwas habe ich noch nie
gesehen: Armaturenbrett und Lenkrad sind mit feinstem Leder bezogen worden. Schalter und
Bedienungsknöpfe funkelten verchromt vor sich hin. Ein sicher einmaliges und schönes Fahrzeug!
Nach Kaffee und Kuchen machten wir uns auf die Socken und fuhren zurück zum Hotel, dürfen wir
doch ein tolles Nachtessen im "Ingelheimer Zimmer" des Hotels Radisson Blu, Schwarzer Bock, zu uns
nehmen.

Ein einmaliges Erlebnis! Der Speisesaal - oder aufgrund der Grösse eben das Zimmer, strahlt ein
aussergewöhnliches Ambiente aus. Die einzelnen Teile sind durch Baron Ludwig von Erlanger auf
seinen Reisen gesammelt worden und ist im Ingelheimer Schloss in den Jahren 1880 - 1882
eingebaut worden. Es diente damals schon als Speisezimmer und sah grosse Gesellschaften mit
bekannten Persönlichkeiten, darunter Offiziere der Frankfurter und Mainzer Garnison, u.a. auch
General Roon. Also, ein passender Ort für uns Bertonefahrer. Nach einem Schlummertrunk fielen wir
dann in das Land der Träume, damit wir fit für den Sonntag sind.

Nach einem ausgiebigem Frühstück sind wir losgefahren,an den Rand des Landschaftsparks
Niederwald oberhalb der Stadt Rüdesheim am Rhein, zum Niederwalddenkmal. Zu dessen Füssen
liegen die Weinlagen des Rüdesheimer Berges,von welchem nicht nur bekannte Branntweine
stammen. Das Denkmal, imposant wie es da thront,erinnert an die Einigung Deutschlands im Jahre
1871. Die Planung und der Bau nahmen sagenhafte zwölf Jahre in Anspruch.Leider spielte das
Wetter auch heute nicht richtig mit, so dass wir uns dann bei Kaffee und Kuchen stärkten und die
Eindrücke verarbeiteten um den wirklich Tollen Anlass ausklingen zu lassen. Ich muss ja meine 450
Km nach Zürich noch unter die Räder nehmen und fahre mit der Angst, dass wegen des Regens, der
Bertone doch noch einläuft… Müde, aber glücklich und voller Erinnerungen zu Hause angekommen,
Werkzeug und Kühlwasser wieder zurückgestellt und froh, dass man mit einem schwedischen
Qualitätsprodukt auch nach 35 Jahren noch unversehrt nach Wiesbaden und zurück nach Zürich
fahren kann!




Für mich als Neuling war das Bertone - Treffen eine ganz gelungene Sachemit interessanten
Menschen aus verschiedenen Ländern, eine Mischung von Jung und Alt, Benzin und Motoren,
Fachsimpelei und einfach auch ein geselliger Anlass!

Last but not least, möchte ich mich bei den Organisatoren, Monika und Wilfried,sowie Helga und
Wolfgang für die hervorragende Organisation dieses Events bedanken und freue mich, wenn es die
Agenda wieder zulässt, auf das nächste Treffen!

Martin Stamm, Zürich